Kleine Rebsortenübersicht


Der Riesling

 

Ein Herzensbrecher mit fruchtigen Zitrusaroma, Rasse und markanter Säure - und außerdem ein Tausendsassa, der häufig ran muss, wenn aus Wein Sekt werden soll, und der sich zudem bestens für Eisweine und Auslesen eignet. Seit 1995 regiert die kostbarste deutsche Weißweinsorte in der Rebflächen-Statistik (fast 22,5 Prozent) und beschert den Weinliebhabern fürstliche Geschmackserlebnisse.

Der Müller-Thurgau oder Rivaner

 

Er gehört zu den Stillen im Lande, die nicht viel Aufhebens um ihre Qualitäten machen. Ein grundsolider Typ eben, mit Eltern, die sich sehen lassen können (Riesling uns Madeleine roaylale, eine Tafeltraubensorte) und einem ebensolchen Züchter-Vater und Namensgeber (Professor Müller aus Thurgau in der Schweiz). In Deutschland nach dem Riesling die zweithäufigste Sorte, deren trocken-moderne Variante unter dem Namen Rivaner immer mehr Freunde findet. Kein Wunder, denn der Müller-Thurgau kann mit zarten Muskat- und Walnusstönen betören und passt mit seiner milden Säure bestens zu leichten Speisen wie Fisch. Als frühreifes Früchtchen sollte er aber von seinen Verehrern jung getrunken werden.

Der Kerner

 

Ein junger, selbstbewusster Aufsteiger aus dem Hause Riesling (Kreuzung Blauer Trollinger und weißer Riesling), der in Geschmack und Säure viel vom Vater hat. Mit seiner frischen, gehaltvoll-würzigen Art hat er die Herzen der Weinliebhaber im Sturm erobert. Bei vielen Vorspeisen oder auch weißem Fleisch gewinnt der Kerner als dezenter Begleiter die Sympatien der Genießer. So hätte der nette Kerl von nebenan, der am liebsten bescheiden im Hintergrund bleibt, auch Justinus Kerner, dem 1862 gestorbenen Dichter und Arzt aus Weinsberg, gefallen.

Der Silvaner

 

Allseits beliebt ist der süffige Silvaner noch immer (etwa 5 Prozent der Rebflächein Deutschland). Auf jeden Fall wird kaum mehr ein Wort über seine ungewöhnliche Herkunft verloren. Dabei soll die Wildrebe aus Kaukasien stammen, manche munkeln sogar etwas von einer Herkunft aus Transsylvanien (dort, wo angeblich auch die Vampire zu Hause sind!). Aber keine Angst: Wer bei dem zurückhaltend-neutralen Typ mit seiner milden Säure anbeißt, muss es nicht bereuen - und wird beii vielen leichten Speisen begeistert mit der Zunge schnalzen.

Die Scheurebe

 

Da hat man es im Reben-Leben natürlich leicht: Mutter Silvaner, Vater Riesling, und schon stehen dem Nachfahren die Rebflächen offen. Zirka 1,6 Prozent sind es mittlerweile in Deutschland. Ihr Züchter Georg Scheu war voll des Lobes über seine Entdeckung und schwärmte vom verstärkten Riesling-Bukett und vom Körperreichtum. Egal, ob als trocken ausgebauter Wein ( etwa zu weißem Fleisch ) oder als Auslese, Beerenauslese oder Eiswein, die Scheurebe betört Gaumen und Nase: etwa mit Pfirsischaromen, mit Rosenduft oder dem Bukett von schwarzen Johannisbeeren.

Der Morio-Muskat

 

Die Rebe wurde in den zwanziger Jahren von Peter Morio an der Lehr- und Forschungsanstalt in Neustadt gekreuzt und auf dem Geilweilerhof bei Siebeldingen vermehrt. Der würzige Muskatton der Sorte ist keinem der vermuteten Eltern ( Silvaner und Weißer Burgunder ) eigen. Der Karriere des Kindes als typischer Bukett-Wein mit aromatischen Spätlesen, als Schoppenwein oder Begleiter von kräftigen Speisen, hat das nicht geschadet.

Der Weißburgunder

 

Noch so ein bescheidener "Hans-Dampf-in-allen-Gassen" im deutschen Reben-Revier, der zu fast allen Gerichten ( bevorzugt Fisch und weißem Fleisch ) eine gute Figur macht und nebenbei noch bestens als Sekt-Grundwein taugt. Aber als Stammvater einer klassischen Weinfamilie hat man natürlich viele gute Verbindungen und als "Pinot Blanc" auch international einen vorzüglichen Ruf. Der Anteil an der Rebfläche in Deutschland beträgt 3,6 Prozent. Doch der Weißburgunder ist im Kommen, und die Qualität besticht: Die deutschen Gewächse schneiden bei Wettbewerben hervorragend ab.

 

 

Der Grauburgunder oder Ruländer

 

Einer aus der glorreichen Familie der Burgunder und - leider - eine gespaltene Persönlichkeit. 1711 fand der Apotheker Johann Seeger Ruland die verwilderte Sorte, doch daran heute nur noch die lieblich ausgebauten "Pinot gris"-Weine. Sie heißen Ruländer, die trocken ausgebaute Variante kommt als Grauburgunder daher. Wer aus so schwierigen Verhältnissen stammt, muss Charakter entwickeln: Das gilt für die gehaltvollen, edelsüßen Typen, die als Aperatif oder Dessertwein eine exelente Figur machen, ebenso wie für die trocken-eleganten Spielarten, die beispielsweise zum Braten passen. So ist er, der Grauburgunder: Ein Verwandlungskünstler mit milder Säure und einer kleinen, aber treuen Fan-Gemeinde ( ca. 4,4 Prozent der Rebfläsche in Deutschland )

Der Gewürztraminer

 

Ein alter und weitgereister Fahrensmann wie er könnte prahlen mit seinen Erfolgen und Kontakten. Und so zeigt der Gewürztraminer mit seiner kraftvollen Würze und seinem Bukettreichtum nicht nur als edelsüßer Aperitif oder Dessertwein Charakter, sondern macht, trocken ausgebaut, auch manche Braten zum Geschmackserlebnis.

Der Portugieser

 

Mit einem süffig-leichten Lebemann wie ihm machen die deutschen Weinfeste erst richtig Spaß: Man bestelle einen Portugieser Weißherbst und genieße. Seinen festen Platz unter den roten Sorten mit ca. 4,3 Prozent hat sich der Potugieser vor allem deshalb gesichert, weil besonders junge Leute seine unkomplizierte Art ( neutraler Geschmack, milde Säure, wenig Bukett ) lieben. Doch man sollte den Zuwanderer aus dem Osten, der mit Portugal gar nichts zu tun hat, nicht zu unterschätzen. Denn es gibt immer wieder gehaltvolle Portugieser Rotweine, die mit leichten Burgunder-Ton beispielsweise ein Wildgericht veredeln.

Der Dornfelder

 

Wenn das keine Erfolgs-Geschichte ist: Da kommt ein südländischer Beau Jahrgang 1956 von tiefroter Gesichts-Farbe daher und schon liegt ihm die Weinwelt zu Füßen. So geschehen seit Anfang der neumziger Jahre. Die Eltern ( Helfensteiner und Heroldrebe ) spielen keine Rolle auf dem Weinmarkt, dafür macht der Jüngling, eigentlich als Deckrotwein gedacht, plötzlich eigenständig Karriere; präsentiert sich, trocken ausgebaut, als samtiger, gehaltvoller, und markanter Rotwein, der bestens zu Braten und aromatischem Käse passt. Schmückt sich, wenn es sein muss, mit Barrique-Tönen. Etwa 11,5 Prozent der Rebfläche ist in Deutschland mit Dornfelder bestückt.

Der Spätburgunder

 

Das ist, verglichen mit den beiden jungen Kollegen der Rotwein-Fraktion, der Grandseigneur der deutschen Rotweine, mit erstklassigen Empfehlungen, Jahrhunderten an Erfahrungen und aus bestem Burgunder-Haus. Einer wie er sucht nicht den schnellen Erfolg, sondern überzeugt mit wachsender Fassreife. Dann wird der Wein weicher, die Fruchtaromen wie etwa Brombeere entfalten sich und der Barrique-Ausbau sorgt noch für zusätzliche Geschmacksfinessen. Würzige Braten oder Wildgerichte lassen sich so veredlen. Bei Verkostungen deutscher Rotweine liegen Spätburgunder regelmäßig vorne, die seit 2003 auch als Pinot noir bezeichnet werden dürfen.